3 Fragen an Petra Brandhorst
Seit 1983 arbeitet Petra Brandhorst als Therapeutin in den Suchtkliniken der Diakonie im Oldenburger Land
Was machen Sie?
In der Fachklinik Weser Ems bin ich in zwei Bereichen tätig. Zum einen bin ich als Bezugstherapeutin für 11 Patientinnen und Patienten zuständig. In Gruppen- und Einzeltherapie arbeite ich mit den Patienteninnen und Patienten, um sie auf dem Weg in ein zufriedenes Leben ohne Suchtmittel zu unterstützen. Die Sucht wird von den Betroffenen oft als persönliches Versagen und als Schwäche empfunden; wichtig ist, dass die Patienten während der Therapie zu sich selbst trotz allem eine wertschätzende Haltung entwickeln können. Das heißt auch, dass Hilfe in Anspruch nehmen als ein Ausdruck persönlicher Kompetenz wahrgenommen werden kann.
Der zweite Bereich, in dem ich tätig bin, ist das Aufnahmewesen. In diesem Bereich arbeite ich eng mit der Verwaltung, dem ärztlichen Bereich und der Leitung zusammen. Ich sichte die Anmeldeunterlagen, um zu schauen, ob wir den Patienten mit den Möglichkeiten die wir in der Fachklinik haben gerecht werden können. Bei Klärungsbedarf, führe ich Vorgespräche mit den Patientinnen und Patienten und bereite so Entscheidungen, ob es zu einer Aufnahme kommt oder nicht, mit vor. Gerade bemerken wir während der Pandemie eine Veränderung bei den Anfragen. Es sind vermehrt junge Menschen die einen Therapiewunsch haben, auch scheinen sozial schwierige Verhältnisse den Wunsch in die Therapie zu kommen zu verstärken. Da schauen wir natürlich gemeinsam im Verbund mit der Dietrich-Bonhoeffer-Klinik und der Fachklinik Oldenburger Land, wo die Patienten am besten betreut werden können.
Wie sind Sie zu dieser Tätigkeit gekommen?
Während meinem Studium zur Sozialpädagogin habe ich ein halbes Jahr in einer Fachklinik für Suchtkranke in einer Therapiegruppe hospitiert. Mir war damals schon klar, dass ich in diesem Bereich arbeiten möchte. In meiner Kindheit, ich bin Jahrgang 1958, hat mich der - im Vergleich zu heute - damals überwiegend unkritische Umgang der Erwachsenen mit Alkohol sehr negativ beeindruckt. Im Studium habe ich meine Diplomarbeit zum Thema Sucht geschrieben. Für das Anerkennungsjahr hatte ich mich beim Diakonischen Werk Oldenburg beworben und habe dort am 1.10 1983 in der Therapie Gemeinschaft „to Hus", aus der ja dann die Fachklinik Oldenburger Land wurde, angefangen. Ich wurde in die Fachklinik übernommen und habe dann therapeutische Weiterbildungen absolviert. Unter anderem eine dreijährige Weiterbildung in psychoanalytischinteraktioneller Gruppenpsychotherapie. Als die Fachklinik Weser-Ems 2017 gestartet ist, bin ich von Neerstedt nach Oldenburg gewechselt.
Welche Erfahrungen haben Sie in dieser Zeit gemacht?
Das Schöne an meinem Beruf ist, dass man, je länger man dabei ist, mit einem unglaublichen Erfahrungsschatz arbeiten kann, der in der Arbeit mit den Patienten sehr hilfreich ist. Die Zeit beim Diakonischen Werk ist mir nie langweilig geworden. Die Suchthilfe war· und ist-immer in Bewegung. Neue Konzepte wurden erarbeitet und auch wir Mitarbeitenden waren immer daran beteiligt und in die Veränderungsprozesse einbezogen. Dazu kommt, dass wir ein tolles Team sind, in dem jeder Verantwortung gerne übernimmt.